Sagen Der Riese Sprejnik

KINDER- UND FAMILIENPARK BAUTZEN GESUNDBRUNNEN

Dort, wo sich im südlichen Grenzgebiete des Lausitzer Landes hohe, waldreiche Berge erhoben, wohnte einst der Riese Sprejnik. Unermessliche Kräfte füllten seine Glieder; er riss Bäume aus und vermochte mächtige Steine zu heben. Ein weitverzweigtes Volk war ihm untertan, das treu und ergeben an ihm hing.

Eines Tages kam das Volk zusammen, und es sprach zu ihm: „Riese Sprejnik, es ist unser Wille, hier im Lande zu bleiben und nicht mit der Sonne weiter nach Westen zu ziehen. Du wirst uns auch fernerhin schützen; wir wissen es. Doch wenn du in einem Tale zwischen den Hängen liegst, oder wenn du in die Felsen gehst, dann kannst du nicht sehen, was hier und was dort in deinem Lande geschieht. Ist es dir dann noch möglich, uns zu behüten? – In festen Orten, die du uns bauen könntest, wären wir geschützt! Mit einer Schusswaffe die andere fürchten, würdest du uns schirmen!“

Der Riese legte nun in der Mitte des Landes einen festen Ort an; er nannte ihn Budissin, sein Land aber nannte er Budissiner Land. An den Grenzen des Landes errichtete er, wo es ihm dienlich schien, noch andere feste Plätze, um sein Volk schützen zu können.

Hierauf baute er sich eine Armbrust, um das Volk damit zu schirmen. Da sie nun fertig war, wollte er feststellen, wie weit seine Waffe die Pfeile über Flur und Wald schicke. Er schoss von des Landes Mitte aus einige Pfeile nach Süden in die Berge; sie schwirrten blitzschnell davon. Seine Leute machten sich also auf, die Pfeile zu suchen und wieder zurückzubringen. Die Pfeile wurden gefunden; aber sie staken so tief und so fest in der Erde, dass sie nicht herauszuziehen waren. Da mussten die Leute Hacken nehmen, um die Pfeile sorgsam herauszuarbeiten.

Als dies geschehen war, quoll an den aufgehackten Stellen ein starkes, lebenssprühendes Wasser hervor. Das Wasser eilte blitzend hell zu Tal und floss weit, immer dunkler werdend, durch das Land. Nach dem Riesen Sprejnik nannten es die Leute Spree. – Noch heute fließt die Spree durch unsere reiche Heimat; Blüte und Stein, Baum und Berg, Dorf und Stadt spiegeln sich tief in ihrem kühlen Wasser.