Sagen Der Frosch im Rohr der Wasserkunst

KINDER- UND FAMILIENPARK BAUTZEN GESUNDBRUNNEN

Lange Zeit hatten die Bewohner Budissins unter Wassermangel gelitten. Es wurden Werke gebaut, die das Wasser der Spree in die Stadt heben sollten. Sie genügten aber nicht für immer. Nach der Belagerung Budissins durch die Hussiten erhielt eines Tages der Baumeister Wenzel Röhrscheidt den Auftrag, das Wasser des Flusses in einem Wasserwerk zu heben.

Welzel Röhrscheidt entwarf einen großen Plan.

„Das Werk ist teuer“, sagten die Stadtväter und runzelten die Stirn. „Es möchte wohl gelingen!“ „Ich bürge dafür“, sagte Röhrscheidt. „Aber mit eurem Kopf!“ Und so musste der Baumeister mit seinem Kopfe für das große Wasserwerk haften.

Wenzel Röhrscheidt baute also eine Kunst mit einem hölzernen Aufbau. Als er aber nach langer, mühevoller Arbeit mit seinen Bauleuten im Werk stand und das Wasser in die Höhe treiben wollte, um es in die Stadt zu leiten, da ging es nicht. Röhrscheidt kroch in allen Winkeln seiner Wasserkunst herum, ließ die Räder laufen und pochte und prüfte und versuchte. Der Schweiß rann ihm dabei übers Gesicht. Die Stadtväter standen mit finsteren Mienen vor dem teuren Werk und fragten immer wieder: „Nun Röhrscheidt, wann bringt ihr das Wasser in die Stadt?“ „Es wird, es wird!“ sagte der Baumeister zuversichtlich. „Alles stimmt!“

Aber das Wasser kam nicht in die Stadt. Da ließen die Stadtväter den verzweifelten Baumeister durch drei Eisenknechte in den Kerker von Budissin werfen. Dort saß nun Wenzel Röhrscheidt und dachte an seinen Kopf, der ihm abgeschlagen werden sollte. Er rüttelte am Fenstergitter und sah in die Nacht hinaus. Das Gitter war locker.

Plötzlich begann Röhrscheidt zu zittern. Ein Gedanke war ihm gekommen. Er horchte. Alles war still. Da riss er das Gitter aus der Mauer und kroch hinaus. Noch einmal überlegte er herzklopfend. Dann aber begann er zu fliehen. Durch Gassen und über Mauern, durch Gärten und über Gräben ging der Weg seiner Flucht. Und als er außerhalb der Stadt war, rannte er wohl eine reichliche Stunde durch die finstere Nacht zwischen Feldern und Wiesen dahin.

Auf einem Berge bei Ebendörfel sank er todmüde in das Moos des Waldbodens. Er schlief ein. Da träumte ihm, dass in einem Rohr seiner Wasserkunst ein Tier stecke.

Der Baumeister lief sogleich zur Stadt zurück und meldete sich bei den Stadtvätern. „Lasst mich in die Wasserkunst!“ rief Röhrscheid. „Ich haben den Schaden entdeckt. Das Wasser wird steigen!“

Die Stadtväter und viele Bürger gingen mit hinab an den Scharfensteg. Und Wenzel Röhrscheidt trat mit einer hellen Laterne in den Raum, wo das dicke Rohr war. Da fand er wahrhaftig das böse Tier und zog es an seinem Bein heraus. Sogleich lief das Wasser. Der Baumeister aber saß noch zitternd vor Aufregung an einer Wand und besah sich beim Lampenschein das schlimme Untier. Und dann trieb er die Räder an, und das Wasser stieg hoch.

Von dieser Zeit an hatte Buddisin keinen Wassermangel mehr. Den Berg aber, auf dem Röhrscheidt geträumt hatte, nannten sie den Traumberg oder Thromberg.

Als der hölzerne Teil des 1495/1496 von MARTIN GREGOR errichteten Turmes am 04.12.1515 abbrannte, baute der berühmte Baumeister Wenzel Röhrscheidt 1558 einen hohen, festen, steinernen Turm, der der Verteidigung diente, und der noch heute der schönste Turm der Stadt ist.