Sagen Der Kopf an der Nicolaipforte zu Budissin

KINDER- UND FAMILIENPARK BAUTZEN GESUNDBRUNNEN

Im Jahr 1429 wüteten die Hussiten in der Lausitz und erschienen am 12. Oktober vor der Stadt Budissin. Ihr Anführer Molesko (oder Mieslaske) forderte die Stadt sogleich zur Übergabe auf, allein der tapfere Bruno von Colditz, der daselbst befehligte, wies dieses Ansinnen mutig zurück. Die Hussiten stürmten nun an drei verschiedenen Orten, am Schüler- und Reichengraben und in der Nähe der jetzigen Michaeliskirche; allein sie wurden überall mit großem Verluste zurückgeschlagen.

Da fand es sich auf einmal, dass der Pulvervorrat durch ruchlose Hand angefeuchtet worden war, und ziemlich gleichzeitig stiegen auch aus einem Hause auf der Reichengasse die Flammen gen Himmel, allein der tapfere Kommandant wusste die Feuersbrunst zu löschen und den Mangel an Pulver durch andere Verteidigungsmittel zu ersetzen. So gelang es ihm, die Hussiten, nachdem deren Anführer gefallen war, abzuschlagen.

Kaum waren die Hussiten fort, so wurde von Seiten des Rats eine öffentliche Prozession angeordnet, welche alle Jahr bis auf die Zeit der Reformation abgehalten ward, und beschlossen, an der Stelle der kleinen Kapelle die jetzige Michaeliskirche zu erbauen, weil man sagte, der Erzengel Michael habe während des Sturmes über der Stadt geschwebt. Nun hatte aber während des Sturmes der Ritter Bruno einen Pfeil mit einem Papierstreifen aus den Reihen der Verteidiger nach dem Heere der Hussiten zu fliegen sehen. Bald kam ein ähnlicher in derselben Richtung zurückgeflogen; man ergriff den Bürger, der jenen abgeschossen hatte, und fand, dass es der Stadtschreiber Prischwitz gewesen war. Derselbe gestand auf der Folter, dass er das Feuer angelegt, die Fenster seines Hauses am Markte, damit es verschont bleibe, mit neuen Ziegelsteinen ausgesetzt habe. Er wurde am 6. Dezember auf einer Kuhhaut vom Markte aus durch alle Gassen geschleift, ihm der Leib aufgeschnitten, das Herz herausgerissen und ins Gesicht geworfen, sein Körper in vier Teile geteilt und an jedem Tore ein Stück aufgehängt.

Die Ringe, die man noch vor einiger Zeit an jedem Tore bemerkte, und der Kopf, der an der Nicolaipforte eingemauert ist, sollen aus jener Zeit herrühren.