Sagen Der Stein auf dem Markte in Budissin

KINDER- UND FAMILIENPARK BAUTZEN GESUNDBRUNNEN

Am 29. Mai 1405 ist von den Bürgern der Stadt Bautzen ein Aufruhr gegen den damaligen Stadtrat erhoben und derselbe vertrieben worden. Darauf haben die Empörer, unter denen besonders die Tuchmacher die Schlimmsten waren, einen neuen Rat eingesetzt. Zwar versuchte der böhmische Landvoigt auf Schloss Ortenburg die Ordnung wiederherzustellen; allein dies geschah nur oberflächlich, und der Geschäftsgang und die gewerbliche Betriebsamkeit in der Stadt lagen gänzlich danieder.

Da ist der König Wenzel von Böhmen am 30. September 1408 mit seiner Gemahlin Sophie selbst nach Budissin gekommen, um Ordnung zu machen, hat beide Parteien auf das Rathaus, wohin er sich begab, beordert, und sich mit folgenden Worten auf den Stuhl des Bürgermeisters gesetzt: „Hier sitze ich, der echte Bürgermeister, wer etwas zu klagen hat, der tue es!“ Nun erschien der alte und neue Rat vor dem König, und nachdem der neue nach den deshalb angestellten Erörterungen als schuldig befunden worden war, ließ er denselben in ein Nebenzimmer führen, wo drei Henker die Schuldigen in Empfang nahmen und ihnen die Hände auf den Rücken banden.

Hierauf wurden aus der Stadtgemeinde diejenigen herbeigeholt, welche am Meisten bei dem Aufruhr beteiligt gewesen waren, und ebenso behandelt, wie der von ihnen eingesetzte Rat. Als nun der König den alten Magistrat wieder ins Amt gesetzt hatte, ließ er jenen ihr Urteil vorlesen, und zwar lautete dasselbe für nicht weniger als 100 auf das Schwert. Die Verurteilten wurden gebunden auf den Marktplatz geführt, und der Henker begann sein schreckliches Amt, nachdem der König durch das ohrenzerreißende Geschrei und Wehklagen der Weiber und Kinder der dem Henkerschwerte Verfallenen sich nicht zur Milde hatte stimmen lassen. Schon waren nicht weniger als 14 Köpfe gefallen, da rief die Gemahlin des Königs, die am Markte in dem Hause des Fleischhauers Lucas der Hinrichtung zusah, gerade als der Scharfrichter bei dem fünfzehnten ausholte: es ist genug! und ihr Gatte ließ sich durch ihre Bitten bewegen, den Übrigen das Leben zu schenken, doch mussten sie mit Weib und Kind sofort auswandern. Auf dem Wassertroge des Budissiner Marktes befindet sich noch jetzt eine steinerne Platte, auf der angeblich die Hinrichtung stattgefunden haben soll, doch ist dies eben so wenig gewiss, als das auf dem Richtschwerte die Namen der 14 Hingerichteten eingraviert worden seien. Auf dem Rathause befindet sich nämlich letzteres noch heute, aber jene Namen sind nicht darauf.