Sagen Wie vier Gehängte zu einem Futterschneider zu Gaste gebeten worden und auch gekommen sind

KINDER- UND FAMILIENPARK BAUTZEN GESUNDBRUNNEN

Im Jahre 1556 hat es sich begeben, dass ein Futterschneider zu Budissin, der in einer der äußersten Vorstädte gewohnt, und dessen Weib eine Schleierweberin gewesen ist, an der Kirmes den 13. September mit seiner Gesellschaft in ein Dörfchen, so eine Viertelmeile von Budissin gelegen und Doberschau geheißen war, wo man gut Bischoffswerder Bier schenkte, gegangen ist, um sich damit Trinken zu belustigen, und hat sich daselbst etwas lange in die Nacht hinein aufgehalten. Als sie nun wohl bezecht sich auf den Heimweg machen und über einen Fußsteig nicht weit vom Gerichte des Ortes gehen müssen, sind sie so toll und voll unter den Galgen getreten und haben die armen Sünder verspottet, was sie da machten. Einer unter ihnen hat gar solche dürre und schwarze Brüder zu Gaste gebeten, sie sollten mit ihm nach Hause gehen und mit etwas kaltem Gebratenen, das er zu Hause in Vorrat habe, vorliebnehmen und es verzehren helfen. Darauf gehen sie von dannen. Wie nun der Wirt, der sie geladen, allein heimkommt, und sein Weib sich mit den Kindern zu Bett begeben hat, findet er die vier dürren Brüder, welche ihre eisernen Ketten am Halse gehabt, hinter dem Tische sitzen, sie wollten ihre Mahlzeit haben. Als nun der Wirt sehr erschrocken ist und nicht gewusst hat, was er tun solle, um ihrer los zu werden, stehen sie auf, reißen von dem Gezähe,

welches in der Stube gestanden, das aufgebäumte Garn ab, wickeln es dem Wirt um die Beine und hängen ihn mit den Füßen unter seinen Tisch, und dann verlieren sich die schwarzen Brüder. Der gehangene Wirt schreit nun um Hilfe und Rettung, zwar will Anfangs niemand hören, da das Weib fest geschlafen hat und nicht geweckt werden konnte, allein endlich haben die Nachbarn das Geschrei gehört, sind, weil alles fest verriegelt und verschlossen gewesen, zu den Fenstern hereingestiegen und haben den Gehenkten erlöst, worauf er ihnen erzählt, wie die schwarzen Brüder mit ihm umgegangen, weil er sie, die ihr Urteil erlitten, nicht in Ruhe gelassen.